Gianfranco Ramoser nimmt Stellung zu den Gerüchten um Merker

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Gianfranco Ramoser – Merker : EINE ART BANKÜBERFALL

Justiz
EINE ART BANKÜBERFALL
Ein Schweizer Kreditbetrüger verursachte in der badischen Provinz einen Schaden von 24 Millionen Mark. Die Tricks funktionierten, weil er mit einem prominenten Namen warb: Johann Berger, Vater des Formel-1-Stars Gerhard Berger. Jetzt zahlt die Familie Berger einen hohen Preis für den Ruhm.

Am vergangenen Freitag hatte Formel-1-Rennfahrer Gerhard Berger, 35, eine Verabredung zuviel im Terminkalender: Sein Arbeitgeber Ferrari beorderte ihn zu einer Besprechung ins italienische Modena, sein Vater erwartete ihn im schwäbischen Ulm – im Besucherraum des Untersuchungsgefängnisses.

“Schweren Herzens” mußte Gerhard Berger, 35, die Prioritäten seines Berufs akzeptieren und das Treffen mit dem Vater absagen: “Bis Weihnachten wird’s wohl nichts mehr.”

Seit Mitte August sitzt Johann Berger, 59, in Haft. Dem Unternehmer, der im österreichischen Wörgl über eine Spedition mit 500 Beschäftigten und 230 Sattelzügen gebietet, legt die Staatsanwaltschaft Stuttgart zur Last, bei einem gigantischen Kreditschwindel mitgewirkt zu haben.

Obwohl Berger senior seine Unschuld beteuert und es dem Staatsanwalt auch nach vier Monaten nicht gelungen ist, Anklage zu erheben, scheiterten bisher alle Versuche, den Tiroler Firmenpatriarchen freizubekommen. Selbst das Angebot, eine Kaution über 14 Millionen Mark zu stellen, lehnte Staatsanwalt Karlheinz Erkert ab. Berger, so teilte er dessen Verteidigern, den Münchner Anwälten Lutz Libbertz und Manfred Plautz, mit, werde “gegen keine Kaution der Welt” aus der Untersuchungshaft entlassen.

Entsetzt über den harten Kurs des Staatsanwalts, erkannte Gerhard Berger in den letzten Monaten, daß Ruhm und Wohlstand zuweilen zum Nachteil gereichen können. Obgleich der neunmalige Grand-Prix-Sieger an den väterlichen Geschäften in keiner Weise beteiligt ist, hat der Stuttgarter Ankläger den Sohn geschickt in den Fall eingebunden. Bei Johann Berger, so hieß es in einem Haftprüfungsbeschluß, bestehe erhöhte Fluchtgefahr, weil der Filius als international bekannter Rennfahrer “über Beziehungen in alle Welt” verfüge.

Gerhard Berger wird den Verdacht nicht mehr los, “daß hier jemand die Popularität des Sohnes eines Beschuldigten dazu nutzt, einen Fall bedeutender zu machen, als er eigentlich ist”. Staatsanwalt Erkert hingegen rechtfertigt die U-Haft damit, daß er Johann Berger für “tief in die Sache verstrickt” halte.

Die Akten lassen dies kaum erkennen. Denn der Kreditbetrug wurde nachweislich von dem Schweizer Gianfranco Ramoser eingefädelt, der deswegen in der vorletzten Woche zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Ramoser, 38, der bei investitionswilligen Gemeinden und Bankern den Weltmann zu spielen verstand, hatte zwischen 1989 und 1991 ein internationales Geflecht von Scheinfirmen aufgebaut, mit denen er verdeckte Geldkreisläufe betrieb. Um bei Banken in Deutschland, Frankreich und der Schweiz Kredite in Höhe von 52 Millionen Mark abzugreifen, täuschte Ramoser Eigenmittel vor, ließ Fabrikbauten zeichnen, die nie realisiert wurden, und sogar Gemeinderatsprotokolle fälschen.

Die Gelder – der Gesamtschaden beläuft sich auf 24 Millionen Mark – flossen in Ramosers Scheinfirmenlabyrinth. An den Orten, wo der Eidgenosse Fabriken und Maschinenhallen zu bauen vorgab, stehen jetzt Ruinen. “Es war”, gab der verurteilte Betrüger vor Gericht zu, “eine Art Banküberfall.”

Für seine Betrügereien, so sah es der Stuttgarter Richter Dieter Geisinger in seinem Urteilsspruch, “benutzte Ramoser zahllose Menschen als Werkzeuge”.

Einer von ihnen war der Millionär und Spediteur Johann Berger (Jahresumsatz rund 150 Millionen Mark): Ramoser gewann den Duzfreund als Hauptaktionär einer in Zürich ansässigen Gesellschaft und pries ihn bei der Stuttgarter Landesgirokasse wortreich als finanzstarken Investor für ein 35 Millionen Mark teures Holzwerk im badenwürttembergischen Trossingen an.

Die Bankmanager prüften nicht lange, sondern setzten voraus, daß die Hälfte der Bausumme, 17,5 Millionen, als Eigenmittel von Berger beigesteuert werde. Zu einem persönlichen Gespräch zwischen dem Investor und den Verantwortlichen der Landesgirokasse kam es vor der Kreditvergabe nicht; die Banker verzichteten auch auf bindende Erklärungen oder Bürgschaften Bergers. “Wir hatten Hoffnung und Vertrauen”, bekannte der inzwischen geschaßte Banker Karl-Alfred S. in einer Zeugenvernehmung.

Von seiner Rolle als Vorzeige-Investor zur Krediterschleichung will Johann Berger nichts gewußt haben: “Ich habe mich immer nur als Gesellschafter verstanden.” Um die Firmenpolitik des Schweizer Unternehmens habe sich nicht er, sondern ausschließlich der von ihm bestellte Geschäftsführer gekümmert.

Ob Berger lediglich Opfer war, wie seine Anwälte meinen, oder tatkräftiger Mitbetrüger, wie die Staatsanwaltschaft beweisen will, soll in einem Prozeß in Stuttgart geklärt werden. Was den Sohn Gerhard jedoch “am deutschen Rechtsstaat zweifeln” läßt, ist die lange Verweildauer in der U-Haft: “Die tun ja so, als sei der Vater ein Schwerverbrecher.”

Daß Johann Berger vermutlich bis zum Abschluß des Verfahrens täglich 23 Stunden in einer Zelle und 60 Minuten auf dem Gefängnishof verbringen wird, ist auch aus medizinischer Sicht umstritten: Im April 1993 mußte Berger in Salzburg eine Nebenniere entfernt werden. Da trotz der Operation weitere Tumorzellen im Blut entdeckt wurden, war eine Nachbehandlung notwendig. Den letzten Kontrolltermin bei dem Münchner Arzt und Zellforscher Ulrich Kübler mußte Bergers Sekretärin kurzfristig absagen: Der Patient war nach dem Grenzübertritt in Kiefersfelden verhaftet worden.

Weil Berger über Konzentrationsstörungen, Ohrensausen und Bluthochdruck klagt und seit der Festnahme 13 Kilogramm Gewicht verloren hat, befürchtet Kübler, daß neue Tumorrezidive die Niere befallen haben. Das Gericht beauftragte den Leiter der Urologie am Ulmer Bundeswehrkrankenhaus mit einem Gutachten. Der Professor mochte sich Küblers Diagnose “keinesfalls anschließen” – und bestätigte die Haftfähigkeit.

Auch die Anträge der Familie, für den kommissarischen Geschäftsführer des Fuhrunternehmens, den Schwager Gerhard Bergers, eine Dauerbesuchserlaubnis zu erhalten, scheiterten am Veto von Staatsanwalt Erkert. Mit akribischer Genauigkeit wacht er darüber, daß zwischen den Besuchen exakt 14 Tage vergangen sind.

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft, sonst eher für eine auffällige Schonung der örtlichen Prominenz bekannt, will bei dem Österreicher Berger offenbar Härte demonstrieren.

Was wie die Provinzversion des Bankenskandals um den Frankfurter Baulöwen Jürgen Schneider wirkt, faßt der Stuttgarter Richter Geisinger so zusammen: “Je höher der Kreditwunsch, desto größer die Sorglosigkeit der Banken.”

Das ist jedoch besonders peinlich für die zweitgrößte Sparkasse Deutschlands, die im Land der Häuslebauer beheimatet ist und in deren Verwaltungsrat neben Stuttgarts Oberbürgermeister Manfred Rommel auch der baden-württembergische Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder sitzt. In einer solchen Gemengelage scheint für jeden Staatsanwalt der Reiz groß, durch Unbeugsamkeit gegenüber prominenten Tatverdächtigen von den Versäumnissen der hiesigen Bankmanager abzulenken.

Als Hauptgrund für die Haft nennt Staatsanwalt Erkert, daß der Beschuldigte “im Inland keinen festen Wohnsitz” habe. Johann Bergers Angebot, in Stuttgart einen Wohnsitz zu nehmen und sich täglich bei der Polizei zu melden, verfing beim Ankläger nicht: “Wer garantiert uns denn, daß sich Herr Berger tatsächlich daran hält?” Y

 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13687265.html

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